Selm und die Bezahlkarte

Selm und die Bezahlkarte: Warum ein frühes Handeln sinnvoll ist

Obwohl Leserbriefe ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Debatte sind, werden sie nicht immer von den Zeitungen veröffentlicht. So hat auch die Ruhr Nachrichten unseren Standpunkt zur Bezahlkarte für Geflüchtete nicht abgedruckt (Achtung Änderung – Siehe Nachtrag unterhalb). Daher möchten wir ihn hier zugänglich machen.

Die Stadt Selm hat sich bisher gegen eine schnelle Einführung der Bezahlkarte für Geflüchtete entschieden. Diese Zurückhaltung wirft Fragen auf, denn das Abwarten bringt mehr Nachteile als Vorteile.

Ein wesentliches Argument gegen die Bezahlkarte ist der angeblich hohe Verwaltungsaufwand. Doch jede Umstellung erfordert zunächst Anpassungen. Langfristig jedoch könnte die standardisierte Lösung die Verwaltung entlasten. Viele andere Kommunen stellen bereits um und sammeln wertvolle Erfahrungen. Warum also sollte Selm nicht jetzt handeln, anstatt später unter Zeitdruck eine unausgereifte Lösung zu übernehmen?

NRW setzt landesweit auf eine einheitliche Bezahlkarte. Je mehr Kommunen sich beteiligen, desto schwieriger wird es für Einzelstädte, sich dauerhaft dieser Entwicklung zu entziehen. Wer sich jetzt verweigert, könnte später gezwungen sein, umzusteigen – dann jedoch mit höherem Aufwand und ohne eigene Erfahrungswerte.

Ein Blick nach Finnland zeigt, wohin die digitale Reise gehen sollte. Dort sind Verwaltungsprozesse weitgehend digitalisiert, und Behördengänge lassen sich online erledigen. In Deutschland hingegen wird noch über grundlegende digitale Lösungen diskutiert. Diese Zögerlichkeit sorgt dafür, dass Deutschland in der Verwaltungsmodernisierung weit hinterherhinkt.

Besonders unverständlich ist das Argument, dass in Selm lediglich 30 Personen betroffen seien. Genau das spricht doch für eine frühe Umsetzung! Eine kleine Gruppe wäre ideal, um die Bezahlkarte schrittweise einzuführen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Warum sollte man erst handeln, wenn eine Umstellung unausweichlich ist und mit deutlich mehr organisatorischem Stress verbunden wäre?

Die Bezahlkarte wird in NRW landesweit eingeführt. Wer jetzt handelt, kann den Prozess aktiv mitgestalten. Wer abwartet, muss sich später anpassen, ohne Einfluss auf die Umsetzung zu haben. Selm sollte die Chance nutzen und frühzeitig Erfahrungen sammeln, anstatt durch Zögern langfristig vor größere Herausforderungen gestellt zu werden.

Nachtrag: Entgegen meiner ursprünglichen Aussage, dass die Ruhr Nachrichten den Leserbrief nicht veröffentlicht hätten, stelle ich richtig, dass der betreffende Leserbrief am 10.03.2025 abgedruckt wurde. Ich bitte die RN sowie die Leserinnen und Leser um Entschuldigung für diesen Fehler.