Anfrage der RN zur Situation Hallenbad

Am 24. Juni 2025 erreichte mich eine schriftliche Anfrage der Ruhr Nachrichten zur aktuellen Entwicklung rund um das Hallenbad in Selm. Die Redaktion bat um eine Einschätzung zu mehreren konkreten Punkten, die derzeit in Politik und Öffentlichkeit diskutiert werden.

Um größtmögliche Transparenz zu gewährleisten, dokumentiere ich hier sowohl die Anfrage der Redaktion als auch meine vollständige, unveränderte Antwort.

Guten Tag zusammen,

es geht um die Zukunft des Hallenbades. In den vergangenen Wochen haben zielführende Gespräche mit dem Hallenbadinhaber und -betreiber unter Beteiligung der Politik stattgefunden, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigt hat. Dazu möchten wir von Vertreterinnen und Vertretern der im Selmer Rat vertretenen Politik wissen:

  1. Wie bewerten Sie den aktuellen Verhandlungserfolg?
  2. Weder im Sportausschuss gestern noch im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag war das Hallenbad Thema. Hätten Sie dort eine Diskussion begrüßt?
  3. Die Stadtverwaltung hat angekündigt, für den 10. Juli eine entsprechende Vorlage in den Rat einzubringen. Sind Sie dafür, dass der Rat dann auch schon in derselben Sitzung einen Beschluss fasst oder sollte das der neue Rat angehen?
  4. 2021 hatte Selm eine Zuschuss vom Bund erhalten (der ja inzwischen an das Freibad geht), um die marode Badtechnik umfangreich zu sanieren. Wissen Sie, wie sanierungsbedürftig das gut gepflegte, aber dennoch in die Jahre gekommene Bad wirklich ist?
  5. Die Fördermittel in Höhe von 3 Millionen Euro hätten nicht ausgereicht für eine Sanierung des Hallenbades, hieß es 2023, als die Stadt bekannt gab, dass die Fördermittel in das Freibad fließen. Von Sanierungsarbeiten in Millionenhöhe ist jetzt aber gar keine Rede mehr. Fühlen Sie sich gut informiert?
  6. Ende November 2024 war noch von „völlig überzogenen Forderungen“ des Betreibers und Badeigentümers die Rede (Bürgermeister Orlowski in der damaligen Ratssitzung) die Rede. Finden Sie die jetzt zwischen Stadtspitze und Badeigentümer getroffenen Einigung passend?
  7. Begrüßen Sie den Rückkauf des Bades durch die Stadt bzw. eine städtische Tochter oder die Stadtwerke?
  8. Favorisieren Sie eine andere Lösung, um sicherzustellen, dass die Selmerinnen und Selmer auch in der kalten Jahreszeit schwimmen gehen können in Selm? Und wenn ja: welche?

Ich würde mich über Antworten bis Mittwochmorgen freuen.

Meine vollständige Antwort vom 24.06.2025

Hinweis: Die Antwort wurde aus Zeitgründen knapp gehalten, enthält aber alle zentralen Aussagen meiner Position.

Wie bewerten Sie den aktuellen Verhandlungserfolg?

Es ist gut, dass wieder Bewegung in die Sache gekommen ist. Gespräche auf Augenhöhe sind der richtige Weg. Die klare Zielsetzung, eine Lösung für das Hallenbad zu finden, ist richtig und wichtig. Entscheidend wird aber sein, ob der bald vorliegende Beschlussvorschlag tatsächlich auch tragfähig ist, sei es finanziell, strukturell und mit Blick auf die nächsten Jahre.

Ich finde, wir brauchen in diesem Kontext keine schnellen Kompromisse, sondern eine echte Lösung mit Substanz. Das habe ich auch in meiner Stellungnahme in der letzten Ratssitzung deutlich gemacht. Wir wollen keine kurzfristigen Versprechen, sondern ein tragfähiges, ehrliches Modell für Selm für Schulen, Vereine und alle, die auf das Bad angewiesen sind.
Und wenn das bedeutet, durch eine zeitlich befristete Vertragsverlängerung zunächst Zeit zu gewinnen, um eine solche Lösung sauber und verantwortungsvoll zu entwickeln, dann kann das ein sinnvoller erster Schritt sein.

Hätten Sie eine Diskussion im Sport- oder Hauptausschuss begrüßt?

Ja, unbedingt. Das Thema Hallenbad betrifft weite Teile der Bevölkerung, von Schulkindern bis zu Seniorensportgruppen. Eine öffentliche Vorberatung in den zuständigen Ausschüssen hätte nicht nur Transparenz geschaffen, sondern auch Raum für Rückfragen, Abwägungen und Hinweise aus der Praxis geboten. Beteiligung ist kein Zusatz, sondern ein Kernstück kommunaler Verantwortung.

Gleichzeitig respektiere ich, dass manche Teile der Gespräche, insbesondere wenn es um Unternehmensdaten des Hallenbadbetreibers geht, nichtöffentlich geführt werden müssen. Vertraulichkeit ist in solchen Fällen nachvollziehbar und richtig. Dennoch bleibt es wichtig, die politischen Entscheidungsprozesse transparent und nachvollziehbar zu gestalten, sobald dies möglich ist.

Sollte der Rat am 10. Juli bereits beschließen oder der neue Rat?

Wenn alle wesentlichen Informationen transparent und nachvollziehbar vorliegen, sollte der aktuelle Rat die Verantwortung übernehmen und entscheiden. Wir dürfen das Verfahren nicht künstlich verzögern. Zu viele Menschen und Institutionen in Selm sind auf eine verlässliche Perspektive angewiesen.Wie sanierungsbedürftig ist das Bad aus Ihrer Sicht?

Das Hallenbad ist äußerlich gut gepflegt, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Technik in die Jahre gekommen ist. Wie konkret die Lage heute ist, lässt sich von außen schwer bewerten. Deshalb braucht es, um weitere Aussagen treffen zu können, eine aktuelle und transparente Einschätzung der technischen Substanz. Mit belastbaren Zahlen, einem klaren Zeitplan und nachvollziehbaren Prioritäten. Nur so kann ich Ihnen darauf korrekt antworten.

Fühlen Sie sich gut informiert über den Stand der Sanierung?

Ehrlich gesagt: Nein. Das liegt auch ein Stück weit daran, dass das Hallenbad sich in privater Hand befindet. Viele Informationen, etwa zum baulichen Zustand oder zu betrieblichen Kalkulationen, liegen daher nicht öffentlich vor.

Ist die Einigung mit dem Eigentümer aus Ihrer Sicht passend?

Ob die Einigung am Ende wirklich passt, kann ich noch nicht abschließend beurteilen. Dazu kenne ich alle Rahmenbedingungen noch nicht. Noch im vergangenen Herbst war von völlig überzogenen Forderungen die Rede. Dass jetzt ein Ergebnis auf dem Tisch liegt, ist ein Fortschritt. 

Viele Informationen sind derzeit noch nichtöffentlich. Daher kann ich mich öffentlich und inhaltlich wahrscheinlich erst nach der Ratssitzung fundiert dazu äußern. Wichtig ist für mich und für uns von Stark für Selm: Eine Einigung darf nicht bedeuten, dass sich die Stadt in ein Modell einkauft, das sie langfristig überfordert. Wir brauchen eine faire, tragfähige Lösung und keine Stillhaltevereinbarung auf Zeit.

Begrüßen Sie den Rückkauf des Bades durch die Stadt bzw. eine städtische Tochter oder die Stadtwerke?

Ein Rückkauf kann ein sinnvoller Schritt sein, vorausgesetzt, er ist solide durchgerechnet, langfristig tragfähig und bringt einen echten Mehrwert für die Stadt. In städtischer Hand ließe sich das Bad dauerhaft gemeinwohlorientiert betreiben: offen, bezahlbar und sinnvoll in unsere Stadtentwicklung eingebettet. Wenn ein solches, noch zu entwickelndes Modell realistisch und nachhaltig finanzierbar ist, stehen wir dazu. Entscheidend wird sein, dass es keine Konstruktion ist, die auf dem Papier gut aussieht, aber strukturell instabil bleibt. Unser Ziel ist keine Symbolpolitik, sondern eine durchdachte, tragfähige Lösung im Sinne von Bildung, Bewegung und Begegnung, für alle Generationen in Selm.

Favorisieren Sie eine andere Lösung, um sicherzustellen, dass die Selmerinnen und Selmer auch in der kalten Jahreszeit schwimmen gehen können in Selm? Und wenn ja: welche?

Wenn sich eine Vertragsverlängerung, ein Rückkauf oder ein kommunaler Betrieb nicht umsetzen lassen, dürfen wir nicht im Denken stehen bleiben. Dann müssen Alternativen wie Genossenschaftsmodelle, Trägervereine oder Partnerschaften geprüft werden. Mit klaren Regeln und im Sinne des Gemeinwohls.

Entscheidend für uns ist: Selm braucht ein ganzjähriges Schwimmangebot für den Schulsport, für Vereine, für Familien und für die Gesundheit. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in vielen Rückmeldungen wider, die uns derzeit erreichen, sei es mündlich, schriftlich oder im Rahmen unserer laufenden Umfrage.
Die Tendenz ist klar erkennbar: Viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich ein dauerhaftes Hallenbadangebot in Selm.

https://survey.lamapoll.de/Wie-wichtig-ist-das-Hallenbad-f-r-Selm-Ihre-Meinung-z-hlt-

Unser Ziel bleibt ein Hallenbad, das realistisch, solide geplant und für alle zugänglich ist. Kein Luxusbau, sondern ein Ort für Bildung, Bewegung und Begegnung. Dafür arbeiten wir.