Mehr Flexibilität für Familien: Antrag zur Flexibilisierung der OGS-Teilnahme eingebracht
Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und individueller Förderung ist für viele Familien in Selm eine tägliche Herausforderung. Gerade im Übergang zur Offenen Ganztagsschule (OGS), die mit dem Wegfall der Übermittagbetreuung (ÜMI) ab Sommer 2025 zur einzigen schulnahen Nachmittagsbetreuung wird, wächst der Bedarf nach flexiblen, familienorientierten Lösungen.
Wir haben deshalb einen Antrag auf den Weg gebracht, der eine Flexibilisierung der Teilnahmeregelungen an der OGS ermöglichen soll. Der Antrag wurde dem Vorsitzenden des Ausschusses für Schule, Bildung und Sport übermittelt und wird dort hoffentlich in der nächsten Sitzung beraten.
Was ist das Ziel?
Der Antrag zielt darauf ab, einen kommunalen Leitfaden zu entwickeln, der es Eltern künftig erlaubt, ihre Kinder aus familiären, pädagogischen oder gesundheitlichen Gründen an einem festen Wochentag früher aus der OGS abzuholen. Die Regelbetreuung bis 15 oder 16 Uhr soll dadurch nicht grundsätzlich infrage gestellt werden – vielmehr geht es darum, im rechtlich möglichen Rahmen Spielräume zu schaffen, um der Lebensrealität vieler Familien gerechter zu werden.
Eine Antwort des Ministeriums für Schule und Bildung vom 25. April 2025 (Aktenzeichen 515 – 71.06.27.14-000015) bestätigt, dass regelmäßige Freistellungen an einem Tag pro Woche aus familiären oder privaten Gründen bereits im Einklang mit der geltenden Erlasslage stehen, insbesondere, wenn der reguläre Unterricht nicht betroffen ist. Diese Spielräume sollen nun konkret für Selm erschlossen und im Dialog mit allen Beteiligten sinnvoll ausgestaltet werden.
Warum zunächst in den Ausschuss?
Wir hätten diesen Antrag auch direkt in die nächste Ratssitzung einbringen können. Doch ein sensibles Thema wie dieses braucht nicht vorrangig politische Debatte, sondern sachliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Unser Ziel ist es, Lösungen mit und nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entwickeln. Deshalb haben wir uns bewusst dafür entschieden, den Antrag zunächst im Fachausschuss einzubringen. Dort können Schulleitungen, Elternvertretungen, Träger und Verwaltung gemeinsam mit der Politik an einer tragfähigen Regelung arbeiten, bevor der Stadtrat abschließend entscheidet.
Was ist geplant?
Auf Grundlage bewährter Praxisbeispiele, etwa aus der Stadt Sankt Augustin, soll ein kommunaler Leitfaden entwickelt werden, der klare Rahmenbedingungen für Freistellungen schafft. Mögliche Gründe könnten unter anderem folgende sein:
Teilnahme an regelmäßig stattfindenden Bildungsangeboten, wie Musikunterricht oder Sportvereinen
Wahrnehmung therapeutischer Maßnahmen oder medizinisch empfohlener Ruhezeiten
Ehrenamtliches Engagement von Kindern oder Eltern (z. B. in Kirchen, Jugendgruppen oder Hilfsdiensten)
Familiäre oder religiöse Ereignisse, etwa im Rahmen der Herkunftsfamilie
Berufliche Erfordernisse (z. B. bei Schichtarbeit, Alleinerziehenden oder wechselnden Einsatzzeiten)
Emotionale oder psychosoziale Gründe, z. B. bei Kindern mit erhöhtem Ruhebedürfnis, Überforderung oder Belastungen durch beengte Räumlichkeiten
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, zeigen zudem, dass das psychosoziale Wohlbefinden von Kindern eng mit der Qualität und Passung der Betreuungssituation verbunden ist. Passende flexible Strukturen können also dazu beitragen, Überforderung zu vermeiden und individuelle Entwicklungsbedarfe besser berücksichtigen.
Was ist uns wichtig?
Dieser Antrag steht exemplarisch für unseren Anspruch, Politik mit Haltung und Nähe zu den Menschen zu gestalten. Wir wollen nicht nur verwalten, sondern gestalten, im Dialog mit Eltern, Pädagogen und Fachkräften. Eine bedarfsorientierte OGS, die nicht nur verlässlich, sondern auch flexibel ist, stärkt nicht nur die Familien in Selm, sondern auch das Vertrauen in die kommunale Bildungspolitik.
Was sind die nächsten Schritte?
Der Antrag liegt dem Ausschuss für Schule, Bildung und Sport vor. Nach Beratung und Beteiligung aller relevanten Akteure wäre ein Entwurf für einen kommunalen Leitfaden zu entwickeln und dem Rat der Stadt Selm zur Entscheidung vorzulegen.
Wir halten euch über den weiteren Verlauf auf dem Laufenden und freuen uns über Feedback, Erfahrungen oder Hinweise, die wir in die Beratungen einfließen lassen können.
Denn wir sind überzeugt: Familien brauchen verlässliche Betreuung – aber eben auch Raum für Flexibilität.





